Wünschendorf im Erzgebirge vor 1945
In diesem Zeitraum fällt alles, was wir von 1369 (erste urkundliche Erwähnung unseres Dorfes) bis eben 1945 erwähnen können.
Natürlich haben wir auch nur die Materialien zur Verfügung, die bisher auch bekannt waren.
Im Jahr 1369 wurde der Ort erstmals in einer amtlichen Urkunde genannt, in der es heißt: Wünschendorf (Windesdorf), Wünschendorf, zur Herrschaft Rauenstein gehörig, geht als
Lehen des Markgrafen vom Besitz der Herren von Schellenberg an die Herren von
Waldenburg über.
1480 Die Herren von Güntherode besitzen Wünschendorf.
1539 Im Reformationsjahr gehört Wünschendorf kirchlich zu Lengefeld.
1549 die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Stolzenhain (Stoltzenhayn).
1550 Erste Erwähnung der Damm-Mühle im Lautenbachtal.
1551 Wünschendorf hat 18 besessene Mann und 15 Häusler.
Dazu hat Stolzenhain 8 besessene Mann.
1560 wird Wünschendorf zum Rittergut erhoben.
25.10.1567 Kurfürst August kauft die Herrschaft Rauenstein und bildet das Amt Rauenstein.
1578, Sebastian Fuchs ist Verwalter von Wünschendorf.
1558 heftiges Auftreten der Pest in Wünschendorf.
1595 Wünschendorf wird von Wolf Sittig von Berbisdorf gepachtet.
1596 Auflösung Amt Rauenstein und deshalb kommt Wünschendorf zum Amt Wolkenstein.
1598,1599,1613 Erneutes und wiederholtes starkes Auftreten der Pest im Ort.
1602 Rudolph von Berbisdorf Pächter des Rittergutes.
1606 Reinhard von Böhlau erwirbt das Rittergut.
1639 157 Todesfälle in Wünschendorf durch Dreißigjährigen Krieg und Pest.
Um 1670 Friedrich Zanthier, kurfürstlich-sächsischer Kreishauptmann, ist Besitzer von
Wünschendorf.
23.8.1703 Der Bauer Hans Heinrich Sättler verunglückt bei Holzfuhrarbeiten tödlich.
Für ihn stellte man einen Gedenkstein am „Schwarzen Teich“ auf.
Dieser Stein wurde in den Jahren 1906 und 2021 erneuert.
Im Jahr 2021 komplett neu geschaffen
1757, Die Dorfbewohner haben monatlich 208 Portionen Mehl zu 1 ½ Pfund und 68 Rationen
Pferdebedarf zu je zwei Metzen Hafer, 8 Pfund (3,63 kg) Heu und 8 Pfund (3,63 kg) Stroh als
Kontribution im Siebenjährigen
Krieg zu liefern.
1764 Wünschendorf hat derweil 16 besessene Mann und 19 Häusler. Stolzenhain hat 8 Gärtner.
23.5.1772: Der Forstwissenschaftler Karl Lebrecht Krutzsch kommt in Wünschendorf zur Welt.
Er wird später durch den Oberforstmeister von Cotta als Lehrer an das Forstinstitut nach
Tharandt gerufen und gibt 1827 das „Lehrbuch der Gebirgs- und Bodenkunde“ heraus.
Neunzehnhain hat eine Mühle. Sie gehört zum Amt Augustusburg und kirchlich nach
Waldkirchen.
1787 Erste Erwähnung der Vogelmühle an der Flöha, als Brettmühle.
1791 Viele Schadfeuer sind im Dorf zu beklagen.
Die Gebäude von Auerbach, Am Brunnen 3, Göthel Dorfstraße 14, Rösch, Am Brunnen 5,
Christian Schubert, Am Brunnen 7 und Baldauf, Am Brunnen 8 brennen vollständig nieder.
1822 wird die erste Schule im Haus Nummer 38, heute Am Brunnen 6, eingerichtet.
Erster Schulmeister ist Christoph Kleber.
1828 wird der Gasthof
Wünschendorf, in seinem heutigen Erscheinungsbild, erbaut.
Bereits um 1435 soll hier ein erstes Gebäude zur Bewirtung an dieser Stelle errichtet worden
sein.
1834 Wünschendorf hat inzwischen 494 Einwohner, davon leben in Stolzenhain 59 und in
Neunzehnhain 75 Einwohner.
1836 wird in der Dorfmitte ein kleines Spritzenhaus für die Feuerwehr errichtet.
Welches bis 1935 von der Wehr genutzt wurde. Der Abriss erfolgte viel später, nach 1945.
1.5.1839 Wünschendorf wird vom Rittergut abgetrennt und bildet mit dem Ortsteil Stolzenhain
eine eigene Gemeinde. Der erste Gemeindevorstand ist der Erbschänkenbesitzer Carl
Salomon Krutzsch.
Johann Benjamin Weber wird als Tag- und
Nachtwächter angestellt.
25.2.1841 kauft die Gemeinde das Armenhaus vom Rittergut für 400 Taler.
1850 führt Robert Weber, aus Grünhainichen kommend, die Produktion von Spielwaren ein.
1856 erfolgt die Auflösung der Gerichtsbarkeit des Rittergutes Wünschendorf.
Wünschendorf, Stolzenhain und Neunzehnhain kommen zum Gerichtsamt Lengefeld.
1861 gründet sich der Männergesangsverein „Liedertafel“.
1871 Der Ort zählt 764 Einwohner, Stolzenhain 50 und Neunzehnhain 102 Einwohner.
Brand in der Spinnerei von Rudolph (alte Seifertsche Fabrik). Eröffnung der Volks- und
Schulbücherei in Wünschendorf.
1874 Wünschendorf, Stolzenhain und Neunzehnhain werden in die neu gebildete
Amtshauptmannschaft Marienberg eingegliedert.
24.5.1875,
die Flöhatalbahn nimmt ihren Betrieb auf und Wünschendorf einen
Bahnanschluss.
1876 wird Neunzehnhain von Börnichen ausgegliedert und gründet eine eigene Gemeinde.
1876/77, die neue, dringend benötigte, neue Schule kommt zur Fertigstellung.
1880 erwirbt Alexander Gottfried von Herder auf Rauenstein das Rittergut.
1883 Gründung des Militärvereins, aus dem später der Schützenverein entsteht.
1883 Es kommt zum Brand der Scheune und des Wohnhauses von Ernst Louis Schubert, Am
Brunnen 7.
Der Holzwarenfabrikant Louis
Seifert zieht von Börnichen nach Wünschendorf.
Er kauft die ehemalige Spinnerei von Carl August Nestler, baut sie zur Räderfabrik aus.
Später errichtet er, gegenüber dem Reifländer Bahnhof, eine neue und größere
Produktionsstätte, die Seifertmühle.
1884 Weitere Vereine,
wie der Frauenverein, der Obst- und Geflügelzüchterverein und der
"Gabelsberger Stenografen-Verein" entstehen.
1887 in Wünschendorf kommt es zur Gründung des Turnvereins" Gut Heil".
Der erste Vorsitzende dieses Vereins war Albert Schröter (Schrötermühle).
1890 Gründung eines Sparvereines durch den Klempnermeister Bruno Wagner.
1896 Brand in der Mahl- und Schneidemühle von August Berger (Klatzschmühle).
1899 Brand des Kuhstalles und einer Scheune des Rittergutes.
29.1.1899 Die dringend benötigte Freiwillige Feuerwehr
Wünschendorf wird gegründet.
1900 Neunzehnhain kommt kirchlich zur Parochie Börnichen.
Wünschendorf erhält Anschluss an das Fernsprechnetz.
7.12.1902 Der bekannte Schriftsteller und Heimatdichter Walter Findeisen wird in
Wünschendorf geboren.
Er ist auch der Herausgeber des Erzgebirgischen Heimatkalenders in der Zeit von
1929 bis 1942.
15.10.1904 Als Straßenbeleuchtung werden im Dorf Petroleumlampen aufgestellt.
1905 – 1909 Bau der unteren Talsperre Neunzehnhain im Lautenbachtal.
1.6.1907 Der aus Hohndorf stammende Talsperrenarbeiter Fritzsche wird vom Blitz erschlagen.
Die Hinterbliebenen stellen an der Unfallstelle einen schlichten Gedenkstein auf.
17.11.1909 Einweihung von Friedhof und Kapelle.
1910 hat Wünschendorf mit Stolzenhain zusammen 1094 Einwohner.
In Neunzehnhain wohnen jetzt 57 Bürger.
1911 beginnt der Bau der oberen Talsperre Neunzehnhain.
1913 erhält Wünschendorf eine elektrische Straßenbeleuchtung.
1914 wird der Bau der oberen Talsperre abgeschlossen.
1918 Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges hat Wünschendorf 43 gefallene Soldaten zu
beklagen, für die dann später ein Kriegerdenkmal hinter dem Gebäude auf dem Friedhof
geschaffen wurde. Unter der Zivilbevölkerung gab es in diesem Krieg, in Wünschendorf, noch
keine Opfer.
1920 wird der Rittergutsbezirk der Gemeinde Wünschendorf zugeordnet. Es kommt zur Gründung
eines Mieter-, eines Hausbesitzers und eines Geflügelzüchtervereins in Wünschendorf.
1920 Der Musikverein Wünschendorf entsteht, aus welchem sich dann später erst die
Musikkapelle und noch
später das Blasorchester Wünschendorf gründeten.
1922 wird der Ort selbstständiger Standesamtssitz. Vorher war Lengefeld dafür zuständig.
Der Arbeiter-Turnverein "Frei Heil" entsteht.
Wünschendorf wechselt vom Fernsprechnetz Grünhainichen zum Telefonnetz Lengefeld.
1923 Bau des Gemeindeamtes Haus Nummer 6, heute Augustusburger Straße 112.
Auch vor Wünschendorf machte die Inflation nicht halt. Der Wert des Geldes verfiel ständig.
Notgeld wurde ausgegeben. Hier sind Notgeldscheine über unterschiedliche Beträge.
Ausgestellt vom damals amtierenden Bürgermeister Arno Krauß am 1. September 1923.
Mit etwas Glück bekam man dafür vielleicht ein Brot.
1924 Der Spielwarenfertiger Karl Heinrich Böhme, von 1899 bis 1923 Gemeindevorstand in
Wünschendorf stirbt. Sein Nachfolger im Amt ist Carl Arno Krauß. Von 1924 bis 1926 ist er
Bürgermeister. Arno Krauß verfasst die erste Chronik von Wünschendorf.
1924 Im Ort gibt es inzwischen 22 landwirtschaftliche Betriebe.
Eine Postagentur wird im Haus Nummer 31b (Wagner), heute Dorfstraße 116 eingerichtet.
Der Ortsteil Stolzenhain wird an die zentrale Elektrizitätsversorgung angeschlossen. Erhält
gleichzeitig eine elektrische Straßenbeleuchtung.
Im Jahre 1925 erscheint eine Gedenkmedaille, als Erinnerung an den Beginn der "Schlechten
Jahre", dem Beginn der Inflation 1923.
1925 hat Wünschendorf die große Einwohnerzahl von 1060 gemeldeten Personen und in
Neunzehnhain wohnen 51 Bürger. Weiter kommt es 1925 zur Gründung der Firma Bruno
Wagner KG, Blech- und Metallwarenfabrik und zum Bau einer neuen Fabrikanlage in
der Neunzehnhainer Straße.
Die Kraftpostlinie Chemnitz-Augustusburg-Lengefeld mit den Haltestellen Gasthof und
Damm-Mühle in Wünschendorf wird eröffnet.
1926 Die Bemühungen von Bürgermeister Krauß zum Bau einer zentralen Wasserleitung für den
Ort schlagen fehl.
Gräfin Mira von Holtzendorff, geborene von Herder, bekommt das Rittergut Wünschendorf
von den Herdersche Erben übertragen, bis sie nach 1945 enteignet wird.
1927 Einweihung des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem
Friedhof in Wünschendorf.
1929 kommt es zur Gründung einer Ortsgruppe der KPD.
1932 Ankauf einer Motorspritze für die Freiwillige Feuerwehr und 1940 eines PKW Horch 305 als
Zugfahrzeug.
1933 Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten werden politisch anders gesinnte,
in „Schutzhaft“ genommen.
1935 Nach 1927 feiert das Dorf 1935 ein weiteres Schul- und Heimatfest.
Mit sehr bescheidenen Mitteln schufen 1935 einige Wünschendorfer einen ersten
Sportplatz. Auf dem Großfeldhandball gespielt wurde.
1939 leben in Wünschendorf noch 957 Menschen und Neunzehnhain hat 38 Einwohner.
14./15.2.1945 In dieser Nacht zerstört eine Luftmine das Haus Nummer 5k der Familie Böhme.
Heute Augustusburger Straße 112.
Dabei werden 6 Menschen getötet, zwei weitere Personen können noch lebend aus dem
Schutt geborgen werden.
Von den 8 Wohnhäusern Neunzehnhains werden bei einem amerikanischen Luftangriff auf
die Talsperren zwei Häuser komplett zerstört und der Rest sehr stark beschädigt.
Menschenleben sind hier nicht zu beklagen.
Die Bewohner hatten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können.